„Flick-Gymnasium“ zurück in Deutschland (Update 26.3.2012)

Wanderausstellung in Dortmund eröffnet – BI hofft auf Beteiligung des Städtischen Gymnasiums

Ausstellungsposter (Quelle: www.ausstellung-zwangsarbeit.lwl.org)
Ausstellungsposter (Quelle: www.ausstellung-zwangsarbeit.lwl.org)

Die ehemalige Zeche Zollern in Dortmund dient seit Sonntag (18.3.2012) als eindrucksvolle Kulisse für eine internationale Wanderausstellung in der auch die Namensdebatte um das ehemalige Kreuztaler „Friedrich-Flick-Gymnasium“ Thema ist. Unter dem Titel „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg“ legt die Ausstellung noch bis Ende September im LWL-Industriemuseum Dortmund ihre vorerst letzte Station in Deutschland ein, davor war sie bereits in Berlin und Moskau zu sehen. Zur Ausstellung gehört auch eine Vitrine mit Informationen über die Debatte um das ehemalige „Flick-Gymnasium“. Friedrich Flick, Kreuztaler Ehrenbürger, war in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt worden, erst 2008 wurde das nach ihm benannte Gymnasium nach jahrzehntelanger Diskussion umbenannt. In Dortmund gezeigt werden Auszüge aus dem Internetgästebuch, welches in der Umbenennungsdebatte eine wichtige Rolle hatte, sowie die von Flick unterzeichnete Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1968.

 

Die Ausstellung erzählt erstmals die gesamte Geschichte der Verbrechen der Zwangsarbeit und ihrer Folgen nach 1945, zu denen exemplarisch auch die Kreuztaler „Flick-Debatte“ gezählt wird. Über 20 Millionen Männer, Frauen und Kinder aus fast allen Ländern Europas wurden als „Fremdarbeiter“, Kriegsgefangene oder KZ-Häftlinge in das nationalsozialistische Deutschland verschleppt oder mussten in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten Zwangsarbeit leisten. Spätestens seit 1942 gehörten Zwangsarbeiter zum Alltag im nationalsozialistischen Deutschland. Die aus allen Teilen Europas, vor allem aus den östlichen Ländern, deportierten Arbeitskräfte wurden überall eingesetzt: in Rüstungsunternehmen, wie Friedrich Flick sie betrieb, ebenso wie auf Baustellen, in der Landwirtschaft, im Handwerk, in öffentlichen Einrichtungen und in Privathaushalten. Ob als Besatzungssoldat in Polen oder als Bäuerin in Thüringen – nahezu alle Deutschen begegneten Zwangsarbeitern, viele profitierten davon. Zwangsarbeit war kein Geheimnis, sie war ein weitgehend öffentlich stattfindendes Verbrechen.

 

An der Eröffnungsfeier in Dortmund nahmen auch Dr. Oliver Hirsch und Patrick Fick teil, die sich für die Umbenennung des „Friedrich-Flick-Gymnasiums“ eingesetzt hatten. Beeindruckt zeigten sich beide von dem Mut und der Kraft der geladenen Zeitzeugen und ehemaligen Zwangsarbeiter. Mit Tränen in den Augen bedankte sich Gabriela Turant, Zwangsarbeiterin bei Telefunken, spontan bei den Machern der Ausstellung: „Sie müssen wissen, dass es uns weh tut, die Ausstellung zu sehen und an all das erinnert zu werden. Aber es ist gut, dass es sie gibt.“

 

Für die Sitzung des Fördervereins des städtischen Gymnasiums Kreuztal, welcher am kommenden Freitag, den 23.3 tagt, haben Mitglieder der BI Flick-ist-kein-Vorbild vorgeschlagen, Klassenexkursionen nach Dortmund sowie die Nutzung des pädagogischen Rahmenprogramms finanziell zu fördern.

 

Nächste Station der Ausstellung wird Warschau sein, danach wird sie den europäischen Kontinent verlassen. Angedachte Ziele sind Israel und die USA. Zu sehen ist die Ausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern, jeweils Di-So von 10-18 Uhr, Informationen und Begleitprogramm im Internet unter www.ausstellung-zwangsarbeit.lwl.org.

 

Update (26.3.2012): Die Schülerinnen und Schüler des SGK werden die Ausstellung besuchen, eine Förderung ist, so die Schulleitung, nicht nötig. Über den Besuch der Ausstellung wird die Schule selbst berichten: www.gymnasium-kreuztal.de